Die stille Bildungsrevolution der Senioren

Für 7-8 Mio. Ältere ist Bildung unverzichtbar für ein selbstbestimmtes Leben.

„Meine Vorlesungen halte ich frei, lese nichts ab. Und solange mich die Lernwilligen hören wollen, unterrichte ich weiter.“ Das Zitat stammt von Prof. Dr. Dr. h.c. Günther Böhme. Einem 88-jährigen, international renommierten Bildungs-Experten. Böhme ist Mitbegründer der Universität des 3. Lebensalters (U3L) an der Goethe-Universität in Frankfurt, deren Vorsitzender er seit 1984 ist. Die U3L zählt in Deutschland zu den führenden Bildungs-Einrichtungen für Senioren.

Das Thema „alternde Gesellschaft“ ist bisher ausschließlich negativ besetzt mit Begriffen wie Pflegenotstand, Rentenkürzungen, Arbeitskräftemangel, explodierende Gesundheitskosten, zunehmende Lasten der jungen Generation für die ältere. Zukunftsängste werden en gros geschürt. Lösungen nicht einmal en miniature angeboten. Positive Beispiele für ein erfülltes, aktives Älterwerden ebenso wenig.

Politik und Medien wirken ratlos, hilflos, tatenlos. Zu erdrückend und übermächtig wird die Last empfunden, dass bis zum Jahr 2040 etwa 23 Millionen Bürger älter als 65 Jahre sind. Ein zukünftiger gesamtgesellschaftlicher „Ballast“ in zweistelliger Millionenhöhe, mit eingeschränkten Rechten auf ein weiterhin aktives und selbstbestimmtes Leben?

Viele „ältere“ Menschen der heutigen Generation sehen das anders.

Wo die Politik noch grübelt und die Medien schweigen, schaffen die Best Ager und Ruheständler Fakten. Denn diese leben nicht nur länger, sie halten sich auch viel länger als frühere Generationen für „jung“. Sie sind selbstbewusster, gut ausgebildet, konsumfreudig – und definieren ihr Leben „nach der Berufsphase“ einfach neu – aktiv, erfüllt und selbstbestimmt.

Die Wirtschaft ist dafür bereits ein Spiegelbild.

„Deutschlands größte 50 plus Messe“, die „Die 66“ platzt aus allen Nähten. Die Palette an Themen und Aussteller reicht von Tourismus & Reisen, Gesundheit, Wellness & Beauty über Kommunikation & Neue Medien, Mode & Accessoires bis hin zu Immobilien, Kulinarisches, Finanzen & Versicherung oder „Recht und Soziales“. Dabei spiegelt die Messe lediglich einen ersten Wahrnehmungswandel den älteren Mitbürgern gegenüber, auch wenn der zunächst rein wirtschaftliche Aspekte hat. Denn nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) hat die Generation der über 60jährigen schon heute eine Kaufkraft von mehr als 316 Milliarden Euro.

Und die setzt die inhomogene Millionenschar der Senioren, Silver Ager und Third Ager verstärkt für Weiterbildung ein – und zur aktiven Teilnahme am kulturellen Leben.

„Warum Bildung für Senioren?“

Allein die Frage stellt für Prof. Böhme schon einen Affront dar. „Ältere Mitbürger wollen die Welt noch verstehen können und sich auch verständlich machen können“, so der Bildungsexperte. Das belegt im Übrigen auch die starke Affinität der über 60jährigen bei der Internetnutzung, wo die höchsten Wachstumsraten verzeichnet werden. Laut dem Institut für angewandte Sozialwissenschaft (INFAS) wird die Bildungsnachfrage älterer Erwachsener (50-70 Jahre) in den kommenden Jahren erheblich zunehmen. Demnach steigt bis zum Jahre 2020 laut INFAS die Zahl der „Senioren“, die im Alter Bildung nachfragen, auf prognostizierte 6,7 bis 8,7 Millionen!

„Senioren nehmen keinem einzigen jüngeren Studenten einen Studienplatz weg“, so Prof. Böhme. Studiengänge für Senioren werden bereits von ca. 50 deutschen Hochschulen angeboten, Tendenz stark steigend. Zu den zentralen Zielen der U3L zählen beispielsweise, „ältere Menschen mit neuesten Resultaten verschiedener Wissenschaften vertraut zu machen und ihnen die Möglichkeit der Erweiterung ihrer allgemeinen Bildung zu geben“. Diskutiert wird auf der U3L unter wissenschaftlicher Leitung auch über die verschiedensten Fragen des Alters und des Alterns. Zudem werden die eingeschriebenen „Third Ager“-Studenten auch mit den Forschungsergebnissen der Sozialen Gerontologie vertraut gemacht.

Das ist derjenige Zweig der Alternsforschung, „der sich mit den nicht-physischen Dimensionen des Alter(n)s beschäftigt“. Der U3L liegt aber noch ein weiteres Ziel am Herzen: Sie will ausgewählte Veranstaltungen zu einem „Ort der Begegnung der Generationen“ machen. Sprich: einen Informationsaustausch zwischen den Generationen fördern. Jeder soll von jedem lernen können, und die jeweils andere Generation damit auch besser verstehen können.

Die Academia Matura fördert die Ziele der Senioren-Akademien und weiterer Bildungs-Angebote u.a. mit ihren bundesweiten Kommunikations- und Vermittlungs-Aktionen. „Die ersten Schritte haben wir mit dem Aufbau des Internet-Portals getan, das ständig ausgebaut wird“, so AM-Geschäftsführer Wedel. „Weitere Projekte sind aber bereits in Vorbereitung, z.B. Beratungs-Projekte für Unternehmen zum Thema lebenslanges Lernen. Und als ehrgeizige Aufgabe für die nächsten Jahre haben wir uns den Aufbau eines eigenen, regionalen wie überregionalen Bildungsangebotes für die „Third Ager“ zum Ziel gesetzt.“

pte

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