Ältere Arbeitnehmer rauben Jugend die Jobs

Foto: pixelio.de/Sturm

Experten: Falschannahmen schaden Zusammenarbeit der Generationen.

Demografische Prognosen bis 2020 und darüber hinaus zeigen eindeutig, dass in Europa der Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter sinkt und jener der Generation „64 Plus“ steigt. Auch innerhalb der Erwerbstätigen steigt das Durchschnittsalter. Um ihre Sozialsysteme aufrecht zu erhalten, überlegen die Länder zunehmend das längere Behalten der Menschen in Erwerbstätigkeit. Hürden dafür gibt es aber besonders in den Köpfen, und viele davon beruhen auf Falschannahmen. Das erklären Experten in Wien, anlässlich einer Presseveranstaltung zum EU-Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen 2012 (EJAA).

Falsches Boxendenken

„Es gibt viele Mythen, die eine Integration verschiedener Generationen im Arbeitsprozess verhindern und diese auch gegeneinander ausspielen. Dazu gehört vor allem die Annahme einer ‚Box Economy‘ – bei der stets ein Jüngerer reinkommt, sobald ein Älterer rausgeht“, erklärt Sigrid Röhrich von der Abteilung für internationale Arbeitsmarktpolitik beim Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Die Annahme, dass weniger Jobs für Ältere mit mehr Jobs für Jüngere gleichzusetzen ist, sei falsch – ebenso wie auch das Gegenteil.

Sichtbar sei dies am glücklosen Vorgehen vieler Länder wie Dänemark, Frankreich, England, Niederlande und Schweden, die in den 1970er- und 1980er-Jahren durch Frühpensions-Anreize die Jugendarbeitslosigkeit zu senken hofften. „Zwar gingen in Folge tatsächlich viele in Frührente, doch für die Jugend änderte sich nichts“, betont Röhrich. Statt einem Zielkonflikt um Arbeitschancen bestätigen neuere internationale Studien vielmehr den positiven Zusammenhang zwischen der Alten- und Jungenbeschäftigung, zumindest auf Gesellschaftsebene: „Wächst die Beschäftigung durch entsprechende Politik, profitieren alle.“

Nicht weniger gesund oder produktiv

Doch es gibt auch zahlreiche andere Mythen – etwa was die Gesundheit und Produktivität betrifft. Studien zufolge sind 60- bis 69-Jährige kaum weniger gesund und leistungsfähig wie das Folgejahrzehnt, zwischen Berufen und Bildungsgrad gibt es allerdings ein starkes Gefälle und die Schwerarbeit bleibe Problemzone. „Dass Alte weniger innovativ sind, stimmt zwar – doch sie können das durch Erfahrung und Übersicht ausgleichen“, erklärt Helmut Kramer von der österreichischen Plattform für interdisziplinäre Altersfragen (ÖPIA). Das Älteren oft abgesprochene Interesse an längerer Berufstätigkeit hänge hingegen stark von Anreizen, Gestaltungsmöglichkeit und gesellschaftlichen Bildern ab.

Manche gängigen Mythen zielen auf das System ab – Kramer rechnet etwa die „Sicherung des Pensionssystems bis 2060“ dazu. Das Gegenargument: „Altersvorsorge ist nicht gegen Schicksal versichert und Pensionen sind schon kurzfristig nicht unabhängig von anderen Staatsausgaben. Somit kann dies niemand wissen.“ Dass Kapitaldeckung besser sei als Umlagefinanzierung widerlege hingegen der Rückschlag der jüngsten Krise.

Masterplan statt vielen Reformen

Zustimmung signalisiert der Altersforscher hingegen für die Aussage, dass die Alterung der Gesellschaft das „größte historische Problem seit langem“ sei. Sie solle aber als Wendepunkt und Chance für gesündere Entwicklung und mehr Lebensqualität genutzt werden, so sein Appell. Gerecht werde man dieser Situation am ehesten durch einen „Masterplan Alterung“ statt durch viele Einzelreformen.

pte

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