Interview mit Paul Accola – einer der vier Schweizer Musketiere

Was meint der Ehemalige zum heutigen Rennsport

Wir sprachen mit dem Davoser Exskirennläufer,

der heute 51 Jährige ehemalige Davoser Exskirennläufer lebt nach wie vor in Davos und hat ein Bau- und Baggerunternehmen in Davos. Er galt als einer der vier Schweizer Musketiere (Kälin, Locher, von Grüningen und Accola) und viele werden sich noch an die spannenden Skikämpfe zwischen Österreichern und den Schweizern erinnern.

Wie er heute über den Skirennsport denkt, warum es heuer so schwere Verletzungen gibt und wie es ihm gerade mit seiner schweren Knieverletzung geht, die er sich bei einem Privatrennen  – just am Kitzbühelwochenende – in St. Moritz zugezogen hat .

BLL: Sie kommen zu unserem Interview auf Krücken und mit Knieschiene, was ist passiert?

Accola: Ja, St. Moritz hat mich gebeten ein Rennen mit Hobbyläufern und Behindertensportler zu begleiten. Natürlich wollte ich eine gute Zeit vorlegen, habe zu viel riskiert und eingefädelt. Ja, wenn man zuwenig trainiert ist, ist das dann die Folge. Die Skisaison heuer muss ich leider abhacken. Aber das gehört auch dazu.

BLL: Sie waren ja von 1988 an fast 20 Jahre im Weltcup unterwegs. Was sind ihre Erinnerungen an diese Zeit?

Accola: Ich saß im Flieger, im Hotel, trainierte dazwischen und fuhr Rennen. Mir war es egal wo wir waren, wo ich gerade Skirennen fuhr, manchmal musste ich mich erst orientieren, „Sind wir in Japan oder in Korea?“. Aber Spaß beiseite, es war eine wunderschöne Zeit – ich möchte sie nicht missen. Im Unterschied zu heute, waren wir noch mit „Herz und reiner Leidenschaft“ dabei. Heute ist der einzelne Skirennläufer nur Show, die Geldmaschine dreht sich für andere. Fernsehanstalten, Veranstalter, FIS und Werbeunternehmen haben das Sagen. In Relation zu den Leistungen die Rennläufer – speziell in der Abfahrt –  verdienen sie zuwenig, wenn man es mit anderen viel sicheren Sportarten vergleicht. Hier muss sich die FIS sicherlich etwas überlegen.

BLL: An welche Exkollegen erinnern Sie sich noch und verbinden ein besonderes Erlebnis daran?

Accola: Ja, meine legendären Kämpfe mit Alberto Tomba, Ingemar Stenmark, oder auch der Günther Mader machten es mir nicht immer leicht. Besonders erinnere ich mich an ein Rennen, als ich vor Ingemar Stenmark lag, kam er nach dem Rennen zu mir schüttelte mir die Hand und sagte Gratulation, Du bist der Beste. Natürlich treffe ich auch ab und an meine Exkollegen, Bernhard Russi holte mich auch für die Olympiaabfahrt in Sotchi und ich stand ihm dort mit meinem Baggerunternehmen mit Rat und Tat zur Verfügung.

BLL: Warum gibt es heuer so viele Verletzungen im Skirennsport? So meinte erst kürzlich Franz Klammer bei uns im Interview, die hohe Steifigkeit der Rennschuhe sei Schuld. Worauf führen Sie die vielen Verletzungen zurück?

Accola: Skirennsport war und ist immer gefährlich. Aber ich bin der Ansicht das heute falsch trainiert wird, es wird zuviel Kraft im Studio trainiert und zuwenig im Freien. Ich bin unsere Berge rauf und auch hinunter gelaufen und habe mir so meine Kraft geholt. Aber auch die totale Spezialisierung auf Slalom oder Abfahrt halte ich falsch. Da möchte ich demnächst mit FIS Präsident Franco Kasper darüber sprechen. Die gute alte Kombination muss wieder aufgewertet werden – dies zeichnet einen kompletten Skirennläufer erst aus. Mag auch sein das der Flex bei den Skischuhe schon an der Grenze und mit Schuld ist. Jedenfalls hat die Veränderung der Rennschier nicht viel gebracht.

Besonders schlimm finde ich es bei vielen jungen Sportlern, die mit 18 Jahren schon zwei bis drei Knieverletzungen hinter sich haben. Da gehört viel Willen und Ergeiz dazu da weiter zu machen.

BLL: Was würden Sie denn bei den jungen Rennläufern ändern?

Accola: Weniger Stangenfahren, mehr Ausgleich und andere Sportarten mit einbeziehen. Die meisten Skirennläufer von heute haben kein Verständnis mehr für die Materie Schnee. Sind nie im Bruchharsch oder bei Tiefschnee gefahren. Immer nur perfekte harte Pistenbedingungen erfordern eine eigene Technik. Das harte Krafttraining muss mehr in die Natur verlegt werden, mehr Waldläufe, mehr Geländetraining dafür würde ich plädieren. Ich arbeite auch noch mit jungen Rennläufern in Graubünden und stelle erstaunt oftmals fest, dass Läufer die aus anderen Sportarten wie beispielsweise Leichtathletik kommen, weniger verletzungsanfällig sind.

Als Beispiel, schauen wir uns an, wie so manche Topläuferin oder Topläufer, eine Woche in der Karibik ausspannt und dann zurück kommt und Rennen um Rennen gewinnt.

BLL: Wohin wird sich der Skiweltcup in den nächsten Jahren hin entwickeln?

Accola: Der Skirennsport wird viel internationaler werden. Märkte wie China, Korea, Japan und Russland sind doch viel größere Hoffnungsmärkte als Europa. Die Klassiker müssen nachziehen. Auch die Randsportarten wie Ski Cross muss Alpin werden und im Weltcup mit einbezogen werden. Wenn vier Läufer gegeneinander fahren ist das mitunter spannender. Hier muss die FIS Vorschläge vorlegen und durchaus auch Experimente eingehen.

Allein aus der großteils schlechten Schneesituation mit vielen Absagen des heurigen Winters wird man handeln müssen und neue Regionen anpeilen.

BLL: Wie hält sich ein ehemaliger Skirennläufer mit 51 Jahren heute fit und welche Tipps kann er unseren sportlichen Lesern geben?

Accola: Ich bin heute noch immer viel in der Natur, gehe auf Berge, fahre in der Natur Rad und im Winter mäßiger Ski, mehr Skitouren und schaue auf meine Erholungsphasen. Leistungssport im Alter muss gut geplant sein, täglich seinen Körper, wie in der Jugend zu fordern kann nicht gut gehen. Auch ich musste nun diese Erfahrung machen, wenn ich mehr gezielte Gymnastik gemacht hätte wäre der Sturz glimpflicher ausgegangen.

Älteren Menschen rate ich die Natur zu genießen, moderate Bewegung und harmonische Bewegungsabläufe zu wählen. Ja nach Grundkonstitution ist es durchaus ratsam das ein oder andere Mal auch an der Kraftmaschine zu verbringen. Aber bitte nicht zu viel.

BLL: Welche Projekte und Ziele haben Sie für die nächsten Jahre?

Accola: Ich habe keine neuen Projekte, mein Unternehmen läuft und erfordert genug Aufmerksamkeit. Privat wünsche ich mir, dass ich weiterhin gesund bleibt (lacht und schaut auf sein Knie) und ich versuche jede Minute jeden Moment zu genießen und von der schönen Seite zu sehen. Schauen Sie sich doch die Davoser Berge – speziell heute bei Sonnenschein – an, kann oder soll man hier unglücklich sein?

Vielen Dank für das interessante Gespräch, das wir mit ihm in Davos geführt haben!

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