Markus Brier startet „zweite Karriere“

Exakt 1385 Tage werden am 8. Juni vergangen sein, dann schlägt Markus Brier nach seinem letzten Turnier im August 2013 wieder bei einem European-Tour-Event ab. Der 48-Jährige gibt bei den Lyoness Open powered by Organic+ ein viel beachtetes Comeback und beginnt damit das „Aufwärmprogramm“ für seine zweite Karriere.

Nach vier Jahren Pause spielst du bei den Lyoness Open wieder ein Turnier auf der European Tour? Warum kommt es zu diesem Comeback?

Brier: Im nächsten Jahr steige ich auf der Senior Tour ein. Und für mich war immer klar: Wenn ich diesen Schritt mache, dann möchte ich mich auch ordentlich darauf vorbereiten. Vor allem die Tour School im letzten November hat mir die Augen geöffnet, dort spielte ich nicht nur mies, sondern war auch körperlich in einem schlechten Zustand. Daher habe ich im Winter wieder mit dem Training begonnen, 5- bis 6-mal sitze ich auf dem Ergometer, 3-mal pro Woche in der Kraftkammer und seit Februar bin ich auch wieder öfters bei Turnieren im Einsatz. Ich habe noch ein Jahr Zeit, bis ich auf die Senior Tour einsteigen kann. Diese Zeit will ich gut nützen.

Der Leistungssportler ist in dir also wieder zurückgekehrt?

Brier: Das kann man so sagen. Die Tour School war echt ein Weckruf für mich, jetzt fühle ich mich wieder viel wohler. Wobei ich auch glaube, dass mir die Pause vom Golfsport geistig sehr gut getan hat, körperlich eher nicht so…

Wie lange war die längste Pause, in der du die Schläger nicht angerührt hast?

Brier: Im Oktober 2013 spielte ich mein letztes Turnier auf der Challenge Tour, danach stellte ich das Bag in die Ecke. Erst im März 2014 hab ich meine Schläger wieder in die Hand genommen. Auf den Golfschuhen war noch der Dreck vom letzten Mal oben. So eine lange Pause hatte ich vorher noch nie gemacht, das war aber irgendwie notwendig.

Warum ist die Senior Tour überhaupt Thema für dich?

Brier: Weil ich für die Turniere in Europa sowieso fix qualifiziert bin und dort jederzeit einsteigen kann. Und weil ich einfach ein Golfer bin und das irgendwie zu meinem Leben gehört.

Wie sehen deine Pläne für die Senior Tour aus? Wieviel Turniere willst du spielen?

Brier: Die Turniere in Europa würde ich schon gerne alle spielen, so gut es geht. Es muss sich mit meinem Job als Players Coach für den Österreichischen Golfverband vereinbaren lassen, denn diese Arbeit liegt mir sehr am Herzen. Wenn es auf der Senior Tour gut läuft, dann könnte auch die Champions Tour in Amerika Thema werden. Aber soweit denke ich noch nicht.

Liebäugelst du eventuell auch noch mit ein paar Turnieren auf der European Tour?

Brier: Wenn es sich ergeben sollte, bin ich nicht abgeneigt. Das hängt davon ab, wie es auf der Senior Tour läuft und ob ich Einladungen für die European Tour bekomme. Es kann durchaus sein, dass die Lyoness Open nicht mein letztes Turnier auf der European Tour sind.

Welche Erwartungen hast du für die Lyoness Open 2017? Ab wann bist du mit deiner Leistung zufrieden?

Brier: Den Cut würde ich schon gerne schaffen, dann bin ich auf jeden Fall zufrieden. Meine jetzige Situation ist anders, die kann man mit früher nicht vergleichen. Dazu kommt, dass ich auf dem Platz in Atzenbrugg nie wirklich gut gespielt habe. Aber mit der richtigen Taktik und einer soliden Leistung kann schon auch eine Platzierung unter den besten 30 rausschauen.

Nach so langer Zeit wieder auf der European Tour abzuschlagen – kommt da auch ein bisschen Nervosität durch?

Brier: Ich glaube nicht, ich befasse mich nun schon seit längerer Zeit mit meinem Comeback und werde gut eingestellt am 8. Juni abschlagen. Es gibt auch keinen Grund für Nervosität, die Aufmerksamkeit in Atzenbrugg wird anderen gehören, zum Beispiel Bernd Wiesberger und Matthias Schwab.

Wobei: Viele Augen werden trotzdem auf die beiden „Oldies“ gerichtet sein: Miguel Angel Jimenez und dich. Was ist der Grund, dass die „alten Herren“ noch immer die Zuseher begeistern?

Brier: Einige, die mich damals gesehen haben, werden vorbeikommen, weil sie neugierig sind, wie ich jetzt spiele. Ein Jimenez begeistert, weil er einfach so ist, wie er ist und nichts vorspielt. Vielleicht sehen wir alten Herren es nun lockerer, weil wir niemandem mehr etwas beweisen müssen und das kommt sicherlich gut an bei den Golffans.

Schon Anfang und Mitte der 90er-Jahre, als die Austrian Open ein Turnier der European Tour waren, hast du mitgespielt. Wie sind die Erinnerungen an diese Events? Welchen Stellenwert hatte Golf damals?

Brier: Das ist zu den heutigen Turnieren ein riesengroßer Unterschied. Damals waren die meisten Spieler bessere Hobby-Golfer, die ein bisschen Geld damit verdient haben. Ganz wenige waren wirklich professionell unterwegs. Vor Ort war eigentlich nichts organisiert, da gab es keine Ausstellerbereiche, Pressezentren oder VIP-Clubs, die Spieler haben in gewöhnlichen Pensionen übernachtet, sind oft gemeinsam mit dem Zug zum Turnier angereist. Yardage-Bücher waren damals noch kein Thema, heute sind sie fixer Bestandteil. Jedes Amateur-Turnier ist heutzutage wohl besser organisiert, alles läuft viel professioneller ab. Dafür war vor 20 Jahren alles noch ein bisschen entspannter und langsamer.

Und dann kam dein Sieg bei den Austrian Open im Jahr 2006 – als erster Österreicher hast du ein Turnier auf der European Tour gewonnen. Wie wichtig war dieser Meilenstein für dich und generell für den heimischen Golfsport?

Brier: Wenn man der Erste ist, der in einer Sportart einen Meilenstein setzt, dann ist das natürlich etwas ganz Besonderes. Es war nicht nur für mich der Durchbruch, sondern auch für den heimischen Golfsport. Die Zeit für Golf war damals reif, das Interesse der Zuschauer und der Sponsoren wurde größer und plötzlich war Golf in aller Munde. Auch den jungen Mädels und Burschen in Österreich, die auf dem Sprung ins Profigeschäft waren, hat mein Sieg vermutlich geholfen. Sie haben damals gesehen, dass alles möglich ist und man auch als Österreicher im Golfsport erfolgreich sein kann.

Dein letzter Sieg auf der European Tour hatte vor Kurzem zehnjähriges Jubiläum.

Brier: Da kommen natürlich automatisch immer wieder die Geschichten und Erinnerungen hoch. Mir ist es damals ja ähnlich wie Bernd Wiesberger jetzt ergangen: Nach dem Sieg bei den China Open habe ich die Woche darauf auch noch einmal mit einem 5. Platz eine starke Leistung nachgelegt.

Stichwort erfolgreich: Bernd Wiesberger ist derzeit das Maß aller Dinge im österreichischen Golfsport. Was traust du ihm noch zu?

Brier: Es gibt für mich keinen Europäer auf der Tour, der konstanter spielt als Bernd. Top 20 in der Welt ist meiner Meinung nach kein Problem für ihn, ich traue ihm auch die Top 10 zu. Er spielt jede Woche auf einem absoluten Topniveau. Wenn er so weitermacht, werden wir ihn aber leider nicht mehr allzu oft in Europa sehen, denn für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis er auf der PGA-Tour abschlägt. Sein Spiel passt gut nach Amerika, mit seinen langen Schlägen kann er dort auf jeden Fall begeistern.

Kann er auch einmal ein Major gewinnen?

Brier: Absolut, warum nicht? Auch wenn ich derzeit noch die beste Platzierung eines Österreichers bei einem Major innehabe (Anm.: Platz 12 bei den British Open 2007), früher oder später wird Bernd sicherlich diesen Rekord für sich beanspruchen.

Welche heimischen Spieler können in Zukunft den Sprung in die große Golfwelt schaffen?

Brier: Ich sehe bei Matthias Schwab und Sepp Straka großes Potential und eine sehr gute Entwicklung, beide haben viel von ihrer Zeit in den USA profitiert. Daneben gibt es aber noch ein paar Spieler, die man auf jeden Fall auf der Rechnung haben sollte: Lukas Nemecz, Michi Ludwig, Markus Habeler, Robin Goger, Manuel Trappel, Markus Maukner, Lukas Lipold – um nur ein paar zu nennen. Ihnen allen muss aber bewusst sein, dass sie einen langen Atem brauchen und dass die nächsten Jahre sehr intensiv und hart werden. Sie sind auf dem richtigen Weg, Geduld ist aber gefragt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: © Markus Brier

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