Wir sprachen mit Hans Enn, Bronzemedaillengewinner 1980 in Lace Placid

Immer jung geblieben

Hans Enn

Was meint der Hinterglemmer zum Skisport allgemein und zum Rennsport von heute?

BLL: Wie geht es Ihnen heute?

Hans Enn: Mir geht es heute wieder bestens, vor einigen Jahren hatte ich eine Hepatitisinfektion, die inzwischen Gott sei Dank völlig ausgeheilt ist. Ich lebe im Winter sehr viel in den Bergen, gehe sehr viel Skifahren, natürlich in meiner Heimat in Saalbach- Hinterglemm  und habe viele Projekte. Ich habe Aufgaben für den Saalbacher Tourismus, mich buchen Firmen und Organisationen als Ski Guide und das macht ungeheuer Spaß, die vielen Gegensätze zwischen Natur, Business und Touristik.

In den restlichen Monaten lebe ich in meiner neuen Zweitheimat in Klosterneuburg, ja wo einem die Liebe hinweht.

BLL: Sie sind ja mit 58 Jahren immer noch ein begeisterter und exzellenter Skifahrer, wie halten Sie sich fit und welche Ratschläge können Sie gleichaltrigen Lesern für ihre Fitness geben?

Hans Enn: Ich gehe drei Mal in der Woche ins Fitnessstudio, mache Ausdauer- und Kraftübungen zu gleichen Teilen. Diese Kombination halte ich für sehr wichtig, da einerseits , ob wann will oder nicht, im Alter die Muskeln, da meine ich die inneren Muskeln, abbauen. Andererseits man nicht mehr so gelenkig ist bei Stürzen und da ist es wichtig auch sogenannte Koordinations- und Gleichgewichtsübungen einzubauen.

Wie das wirkt sieht man ja bei Marcel Hirscher, der einen großen Trainingsumfang an Koordinationsübungen absolviert und zu den wendigsten und an wenigsten sturzanfälligen Slalomfahrern gehört. Ich kann nur allen die weiterhin Skifahren wollen raten, sich konditionell gut in Schuss zu halten. Gefährlich wird es dann, wenn einer das ganze Jahr nicht sportlich ist und dann in der einen Skiwoche sofort Gas gibt. Da sind Knieverletzungen meist vorprogrammiert. Daher kann ich nur empfehlen durch gezieltes Training seine Muskulatur permanent aufzubauen, so macht Skifahren und auch jede andere Sportart im Sommer mehr Spaß und das Verletzungsrisiko wird deutlich reduziert.

Hans Enn, damals als Rennläufer

BLL: Wenn Sie den Skirennsport in ihrer Zeit mit den heutigen Rennsport vergleichen, was sind die wesentlichen Unterschiede?

Hans Enn: Es hat sich sehr viel verändert und man kann es nur mehr peripher vergleichen – die Trainingsmethoden, die aktivere Fahrtechnik und auch das Material (Carvingski) selbst. Auch die Kurssetzungen und die Pistenpräparierung mit Eispisten haben sich geändert. So sind die Torabstände heute größer geworden, was bereits im Slalom mehr Speed bedeutet und ohne entsprechende Eispisten, die für Normalskifahrer fast unfahrbar sind, wäre es heute für den Rennläufer zu gefährlich. Insgesamt wir heute im Skirennsport wesentlich dynamischer gefahren, die Zeitunterschiede sind viel geringer als damals und die Breite im Skirennsport ist wesentlich größer als früher.

BLL: Schauen Sie sich heute noch Skirennen an und fiebern Sie auch gelegentlich mit?

Hans Enn: Natürlich bin ich noch ein begeisterter Zuseher, manchmal wie erst jüngst in Kitzbühel bin ich auch vor Ort und treffe alte Kollegen und wir plaudern von damals und von heute. Auch sonst in Hinterglemm und wo immer ich bin, interessiert mich der Skirennsport. Manchmal fahre ich sogar noch Skirennen, aber nur zum Spaß. Ich spreche auch gerne mit meinen Skigästen über die Erfahrungen im Skirennsport und den Unterschieden von damals und heute. Auch über einzelne Rennläufer werde ich gefragt und kann meine Meinung dazu äußern. Einmal im Leben Skirennläufer bleibt man in der Seele immer Rennläufer – auch wenn man älter wird.

BLL: Was machen Sie noch so in ihrem Leben?

Hans Enn: Ich bin noch Testimonial für Blizzard Ski und den Bekleidungshersteller Lindeberg, teste Skimaterial und Skischuhe, habe noch im Tourismus und in der Hotellerie als Ski Guide zu tun und all diese Tätigkeiten füllen mich aus. Darüber hinaus fange ich schön langsam an mein Leben intensiver zu genießen, ich genieße es beispielsweise im Winter auf der Sonnenterasse zu sitzen und die Gedanken über die herrliche Glemmertaler Bergwelt schweifen zu lassen.

BLL:  Auf welchen Sieg sind Sie besonders stolz?

Hans Enn: Ich erinnere mich heute noch gerne an meinen ersten Weltcupsieg, als ich den alles überragende Ingemar Stenmark bezwingen und siegen konnte. Aber auch mein Sieg am schwierigen Hang in Adelboden (Schweiz) bleibt mir in Erinnerung.

BLL: Was sind ihre beruflichen und privaten Ziele für die nächsten Jahre?

Hans Enn: Beruflich bin ich zufrieden, möchte es etwas gemütlicher und mit noch mehr Lebensqualität in Zukunft angehen. Hoffentlich gelingt mir das. Privat hoffe ich das alle rund um mich gesund bleiben und ich persönlich noch viele Jahre so genussvoll Skifahren kann.

Vielen Dank für das interessante Gespräch und den schönen Skitag.

Ein Bild von heute, Hans Enn im Tiefschnee

Hier einige Daten zur Person Hans Enn

Am 10. Mai 1958 in Saalbach-Hinterglemm geboren. Er gewann als Österreichischer Skirennläufer fünf Riesenslalom-Weltcup-Rennen und einen Super-G. Weiters belegte er neun Mal den zweiten Platz und sieben Mal den dritten Platz. Bei den Olympischen Spielen von Lake Placid im Jahr1980 gewann er im Riesenslalom die Bronzemedaille.

Hans Enn fuhr im Weltcup auch in der Abfahrt, im Slalom und in der Kombination und war damit von 1970 bis Anfang 1980 der einzige Skirennläufer im österreichischen Team, der sich in den technischen Disziplinen mit der Weltklasse mitfahren konnte. Hans Enn musste seine Karriere wegen einer dauerhaften Knieverletzung früher als geplant beenden. Enn wurde 1984 und 1988 als Salzburgs Sportler des Jahres . Im Jahr 1996 wurde er mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik Österreich geehrt.

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