VKI bemängelt: Beratung bei der Altersvorsorge

Foto: Michael-Staudinger_pixelio.de
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Verkauf statt echter Beratung – Kaum Erhebung des Bedarfs der Anleger, mangelnde Vielfalt bei Produktempfehlung.

Wer sich über Produkte zur Altersvorsorge beraten lassen möchte, ist derzeit schlecht beraten. Statt umfassender Informationen sind in erster Linie Verkaufsgespräche zu erwarten.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat 40 Anlageberater aufgesucht, um sich zu geeigneten Produkten für die Altersvorsorge beraten zu lassen – jeweils eine Filiale der zehn größten heimischen Banken und der zehn größten Versicherer sowie zehn unabhängige Versicherungsmakler und zehn unabhängige Vermögensberater. Bereits bei der Bedarfserhebung gab es gravierende Mängel: Nur in wenigen Fällen wurden Grundlagen wie Einkommen, Ausgaben, Laufzeit, Risiko und Lebensplanung thematisiert. Auch bereits vorhandene Vorsorgeprodukte interessierten die Berater kaum. Die Produktempfehlungen beschränkten sich bei 37 von 40 Beratern in erster Linie auf Lebensversicherungen in verschiedenen Ausprägungen.

Bedarfserhebung – kein Bedarf?

In nahezu allen Beratungen wurde die Einkommens- und Haushaltssituation, wenn überhaupt, nur mangelhaft erhoben. „Fraglich ist, wie man so einschätzen will, welche Sparleistung für den Kunden sinnvoll oder überhaupt möglich ist und ob sich dieser das ,Investment‘ dauerhaft leisten kann“, kritisiert VKI-Expertin Gabi Kreindl. Zahlreiche wichtige Punkte kamen kaum oder nur dann zur Sprache, wenn diese von den Testern thematisiert wurden: etwa die Risikoneigung, die geplante Laufzeit oder bestehende Finanzierungen, Anspar- oder Vorsorgeformen. Etwas mehr Engagement gab es von Beratern dagegen bei der Abfrage von Kenntnissen zu bestimmten Produkten. „Offenbar haben hier aufsehenerregende Haftungsfälle aus der jüngsten Vergangenheit zu etwas mehr Wachsamkeit in Beraterkreisen geführt“, vermutet Kreindl.

Mangelnde Transparenz

Trotz ansprechender Visitenkarten: Vor allem bei Banken und Versicherungen ist oft nicht klar, wer dem Anleger gegenüber sitzt. „Financial Assistant“ oder „Kundenbetreuer“ sagen wenig aus. Für die Anleger spielt es aber eine wichtige Rolle, ob ihr Gegenüber unabhängig agiert oder an ein Unternehmen und dessen begrenzte Produktpalette gebunden ist. Kreindl: „Zu Beginn eines Beratungsgespräches sollte daher jeder Berater von sich aus erklären, als ,was‘ er auftritt, denn je nach Vermittlerstatus treffen den Vermittler verschiedene Pflichten.“ Nur die Vermögensberater zeigten sich hinsichtlich ihrer gewerberechtlichen Stellung deutlich auskunftsfreudiger – nicht zuletzt wegen entsprechender gesetzlicher Vorgaben im Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) zur Informationspflicht.

Produktempfehlungen – mangelnde Vielfalt

37 von 40 Beratern schlugen lediglich Lebensversicherungen in ihren verschiedensten Ausprägungen vor, so etwa klassische oder fondsgebundene Lebensversicherungspolizzen, aber auch die für viele Sparer enttäuschende Anlageform der jüngsten Vergangenheit: die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge (PZV). „Hier hätten wir uns mehr Vielfalt erwartet, selbst wenn es u.a. angesichts der derzeitigen finanziellen Großwetterlage nicht das ideale Produkt gibt“, so Kreindl. „Fonds, Fondssparpläne, Sparprodukte oder andere Anlageformen wie Staatsanleihen wurden nicht thematisiert. Dazu kommt, dass gerade eine Lebensversicherung ein tendenziell unbeständiges und auch unsicheres Produkt sein kann: die Hälfte der Lebensversicherungen wird vorzeitig gekündigt bzw. Anleger bekommen nach Ablauf der Laufzeit oft viel weniger ausgezahlt als erwartet oder gar eingezahlt.“ Nur ein einziger Berater einer Bank riet dazu, in der aktuellen Situation besser abzuwarten und frei werdendes Kapital kurzfristiger auf einem Bausparvertrag oder auf (Kapital-)Sparbüchern zu parken.

Tipps – Beratung bei der Altersvorsorge

Kreindl: „Insgesamt entstand für uns der Eindruck, dass Konsumenten mit wenig Erfahrung und Wissen über Finanzprodukte noch mangelhafter beraten werden, als jene, die zumindest ein wenig Wissen mit ins Spiel bringen können. Verbraucher erwarten und verdienen aber ehrliche und fundierte Beratung.

Ein guter Berater sollte sich u.a. durch Folgendes auszeichnen:

• Ein guter Berater verschafft sich einen Überblick über die finanzielle und familiäre Situation, bevor er auf konkrete Produkte zu sprechen kommt. Wird keine Bedarfserhebung durchgeführt, ist er kein Berater, sondern ein Verkäufer.

• Er erstellt ein Beratungsprotokoll, das er dem Kunden aushändigt.

• Er erklärt und berücksichtigt bei seiner Beratung die aktuelle Marktsituation und damit verbundene Risiken für das Investment.

• Er thematisiert auch die Kosten: Je niedriger die Ertragschancen, desto stärker wirken sich Spesen und Gebühren negativ auf den Gesamtertrag aus.

• Er lässt dem Kunden Zeit bei seiner Entscheidung oder rät bei unklarer Marktlage gänzlich von einer Vermittlung ab und empfiehlt, abzuwarten.

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